Mindfuck beim Bewerben: „Ich bin nicht gut genug“
Anlässlich der Blogdekade der TCS, der Content Society von Judith Peters habe ich überlegt, was ich schreiben könnte. Mindfuck bzw. undienliche Überzeugungen in der Bewerbungsphase. Darüber kann ich eine ganze Dekade, also 10 Tage etwas schreiben. Tatsächlich hatte ich recht schnell eine Idee. Womit kenne ich mich aus? Na, aus über 20 Jahren im Recruiting liegt das Thema Bewerbungen sehr nah. Aber einfach 10 Tage lang Tipps zum Thema Bewerben fand ich nicht passend, diese Tipps kannst du überall nachlesen. Ich wollte etwas tiefer gehen.
Und somit ist die Idee aus den 1001 Einwänden entstanden, die ich im Laufe meines Berufslebens aus dem Umfeld und auch von Coachees gehört habe:
Sogenannter Mindfuck rund um das Thema Bewerbung.
Darüber könnte ich stundenlang reden. Das tue ich auch gelegentlich, aber hier im Rahmen eines Blogs werde ich die nächsten Tage einige Mindfucks unter die Lupe nehmen und dir ein paar Tipps und Inspirationen geben.
Was ist ein Mindfuck?
Für alle, die vielleicht nicht so viel mit Anglizismen anfangen können, erkläre ich es kurz: Mindfucks sind Gedanken und Überzeugungen, die uns klein halten und überhaupt nicht weiterbringen im Leben und auch nicht in der Bewerbungsphase. Gedanken formen unsere Realität und auch maßgeblich unser Selbstbild.
Wenn wir selber nicht an uns glauben, wie sollen es dann andere tun?
Im Kontext der Bewerbungsphase meint „andere“ den potenziellen zukünftigen Arbeitgeber.
Was genau ist das Problem?
Diese negative Überzeugung, die du von dir hast, hält dich davon ab, dich überhaupt zu bewerben oder dich in der Bewerbung selbstbewusst zu präsentieren. Du zweifelst an deinen Fähigkeiten und unterschätzt deinen Wert. Mindfucks halten dich klein, sie halten dich fest im vertrauten, aber unzufrieden-machenden Umfeld, bei denselben Tätigkeiten, immer schön brav und bloß nichts Neues wagen. Aber wer will das schon? Ich gehe davon aus, da du diesen Blogartikel liest, dass du das nicht (mehr) willst.
Hervorragend, der erste Schritt ist getan.
Mindfuck führt oft zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung: Weil du dich selbst klein machst, wirkst du unsicher – und das kann sich negativ auf deine Bewerbung oder dein Vorstellungsgespräch auswirken.
Woher kommt diese Überzeugung
„Ich bin nicht gut genug“ ist eine sehr weit verbreitete negative Überzeugung. Du bist damit nicht allein, glaube mir. Aber woher kommt sie? Nun, woher sie tatsächlich kommt, dafür müsste man sehr individuell und tiefer graben. Es sind Themen der Kindheit und der Erziehung, darauf möchte ich hier in diesem Artikel nicht eingehen.
Aber ich will dir aufzeigen, welche Auswirkungen es hat. Beziehungsweise ich möchte dich auf ein paar Punkte aufmerksam machen, die auf dich eventuell zutreffen und wie du sie mit regelmäßiger Übung auch wieder loswerden kannst.
Perfektionismus: Du bist jemand, der denkt, du müsstest immer alles perfekt machen und alle Anforderungen in der Stellenanzeige zu 100 % erfüllen, sonst hast du keine Chance.
Vergleich mit anderen: Du siehst nur die Erfolge und Qualifikationen anderer – vielleicht ihr souverän erscheinendes Auftreten, nicht jedoch ihre Unsicherheiten oder Herausforderungen.
Negative Erfahrungen: Vielleicht hast du in der Vergangenheit Absagen erhalten oder das Gefühl gehabt, nicht „gut genug“ für diese Position zu sein. Das kann dein Gefühl des nicht-gut-genug-seins verstärken.
Reframing – eine neue Perspektive
Aus wirklich jahrelanger Praxis kann ich dir eins mit absoluter Sicherheit sagen:
Arbeitgeber suchen keine Perfektion, sondern Mitarbeitende, die das Potenzial haben, sich in die ausgeschriebene Stelle einzufinden. Statt 100 % fachlicher Qualifikationen zählt vielmehr die Persönlichkeit.
Fachlich kann man nämlich viel lernen, eine Persönlichkeit ändert man nicht so leicht.
Sei dir also bewusst: Du musst nicht „perfekt“ sein. Gehe davon aus, dass du „gut genug“ bist und „fähig und willens zu wachsen und zu lernen“. Darum geht es. Und es geht darum, dass du so wie du bist, mit deiner Persönlichkeit ins Team passt.
Eine Bewerbung ist keine Abschlussprüfung, bei der du 100 % der Punkte brauchst. Studien zeigen, dass sich Männer oft schon bei 60 % Übereinstimmung mit ihren Qualifikationen auf eine Stelle bewerben, während Frauen oft glauben, sie bräuchten 100 %.
Da dürfen wir Frauen erst mal noch für Gleichberechtigung „im Innen“ sorgen und uns bewusst machen, wie gut wir sind und was wir alles können.
Konkrete Tipps & Übungen
Wenn du also glaubst, nicht gut genug zu sein, habe ich ein paar Tipps für dich:
Erfolgstagebuch führen: Notiere jeden Tag einen oder mehrere kleine berufliche oder persönliche Erfolge. Das hilft dir, deine eigenen Stärken bewusster wahrzunehmen. Nach ein paar Wochen wirst du schon viel mehr von dir überzeugt sein. Da bin ich mir ziemlich sicher. Nachhaltigkeit zahlt sich aus.
Stärken-Fremdbild einholen: Frage Freunde oder KollegInnen, die dir wohlgesonnen sind, welche drei Stärken und positiven Eigenschaften sie bei dir sehen und was du besonders gut kannst. Du wirst überrascht sein, wie positiv andere dich sehen! Wir sind selber meist unser größter Kritiker – leider.
Recherchiere im Internet nach deinem Wunschjob: Fange einfach an und mach dich schlau, wer arbeitet eventuell noch dort, wo du hin möchtest? Tausche dich aus, knüpfe Kontakte und du wirst sehen, dass du nach und nach merkst, dass du das sehr wohl auch kannst. Und du wirst sehen: Viele von ihnen hatten keinen geradlinigen Weg und sind trotzdem erfolgreich geworden.
Erkenntnis: Du bist gut genug!
Mindfuck- Challenge
Und jetzt will ich es wissen und starte eine kleine Challenge in der Hoffnung, dass es hier richtig rappelt im Karton bzw. in den Kommentaren.
Lasst uns diese kleinen, fiesen, viel zu weit verbreiteten Mindfucks zusammen auflösen!
Hinterlasse in den Kommentaren (ganz unten auf der Seite), wenn du diesen Mindfuck „Ich bin nicht gut genug“ auch bei dir entlarvt hast und wie du ihm AB HEUTE begegnen wirst! Frage dich also:
Wobei warst du heute richtig gut? Worauf bist du heute stolz auf dich?
Und das schreibst du dann in die Kommentare! Lass uns die negativen Überzeugungen richtig herausfordern, auf dass sie bald ausgesorgt haben. Je mehr Kommentare, desto weniger Chancen bekommen diese Übeltäter, in der Gesellschaft und in uns.
Eure Sandra
Und wenn du noch mehr Tipps willst, habe ich noch ein Geschenk für dich:

Hi, ich bin Sandra.
Potenzialentfalterin und Stärkencoachin.
Ich bin seit über 20 Jahren im Personalbereich tätig, habe tausende Interviews geführt und mehrere hundert Mitarbeitende eingestellt.
Ich erzähle dir das, damit du weißt, wobei ich persönlich “in meiner Power und in meinen Stärken“ bin. Ich liebe Menschen und ihre Geschichten, sehe deren „roten Faden“ und ich finde für sie den richtigen Platz in der Arbeitswelt.
Meine Top 3 Stärken unterstützen mich da bestens:
MENSCHENKENNTNIS – META – KREATIVITÄT
Mein Motto: Es gibt immer Möglichkeiten und gemeinsam finden wir sie.
Melde dich. Mach´s einfach. Es kann nur gut werden.
Liebe Sandra,
danke für deinen kurzweiligen Einblick in die Bewerbungs- Mindfucks. „Ich bin nicht gut genug“- wer kennt es nicht? Bin auch öfters in der Perfektionismusfalle gelandet und habe so lange herumgeschraubt, bis ich zufrieden war. Heute lerne ich, mich zu akzeptieren und wertzuschätzen so wie ich bin.
Wo ich heute richtig gut war? Ich war heute gut darin meine Grenzen zu setzen.
Viele Grüße, Saskia
Super, Grenzen setzen ist ja sooo wichtig.
Danke für s Mitmachen bei der Mindfuck-Challenge!
Hi! Ich hab mich da gleich in mehreren Sätzen wiedergefunden. Toll, dass du gleich einen Lösungsansatz mit dem Reframing und Strategien anbietest, Sandra! Und die Challenge rückt ja gleich wieder den positiven Aspekt in den Vordergrund.
Beim Thema „ich bin nicht gut genug“ bin ich ja so eher Typ „ich kann es nicht 120%, also brauch ich mich da garnicht erst bewerben“. Ich probier das mit dem Erfolgstagebuch sofort mal aus! Dann hab ich es schwarz auf weiss!!!
zur Challenge: Ich bin stolz auf meine Teilnahme an Zoom Meetings, die außerhalb meiner Reichweite zu liegen schienen! 💪
Mega, danke für das tolle Feedback und danke für deine Teilnahme an der Challenge!
Let’s go, oller Mindfuck, Du darfst gehen 💪.
Zum Thema „das kann ich nicht“ lieb ich den Ansatz “ das kann ich NOCH nicht!“
Denn er verkörpert meine Herangehensweise ja zu 100 %, sonst wär ich nicht hier. Er ist optimistisch, selbstbewusst, offen, zeigt meine volle Bereitschaft und Neugier auf das, was da noch kommt.
Mein ganzer Stolz: nach 2o Jahren als „Nur-Hausfrau“ jetzt im Job meine Excelltabellen zu lieben, mehrere Warenwirtschaftssysteme im Griff zu haben und keine Scheu mehr zu haben, mal zu schreiben “ Können Sie mir da bitte weiterhelfen“ ..denn auch hinter Riesenfirmen stecken ganz normale Menschen!
Und ich
Danke für die Teilnahme an der Challenge und die tollen Beispiele. Die machen bestimmt auch vielen anderen Mut!
Jetzt noch zu meinem Kernproblem: „ich bin zu alt“.
Genau wie die anderen schon sagten, am Geburtsjahr kann man nichts ändern.
Klar denke ich “ jeder Arbeitgeber wird sich sagen: wozu diese Frau noch einstellen / einlernen, wenn sie in 8 Jahren in Rente geht“.
Und ich bin dankbar für den Tipp, meine Stärken hervorzuheben! Also ab jetzt:
„Was sagt wohl mehr über meine Lernfähigkeit und Lebenslust aus, als mich nochmal zu bewerben?! Wieviel mehr Neugier und Energie stecke ich wohl in den neuen Job, wenn ich ja „nur Noch“ 8 Jahre habe. “
Mich macht besonders wertvoll, dass ich jede Wende auf meinem Lebensweg mit Schwung genommen habe, bereit war Neues dazuzulernen und ich sehe jetzt, dass ich eben NICHT immer wieder bei Null angefangen habe: sondern auf meine bisherigen Erfahrungen aufbauen konnte.
Meine Werte und Stärken ja überall mithin genommen habe.
Genau darum geht es. Jeder Arbeitgeber wäre blöd, wenn er das nicht sieht.
Andersherum: 8 Jahre sind ja eine lange Zeit, oder nicht?
Ich denke, es lohnt sich.