Mindfuck beim Bewerben: „Teilzeit-Muttis nimmt keiner ernst.“
Die Blogdekade ist vorbei. Zehn Artikel in zehn Tagen. Und hier noch ein Bonusartikel für die Teilzeit-Muttis (und Vatis) unter uns. Ich meine natürlich in diesem Artikel immer beide Geschlechter, aber da meist noch die Mütter länger zur Kinderbetreuung die Arbeitszeit reduzieren, schreibe ich hier auch aus Gründen der Einfachheit von Teilzeit-Muttis.
Folgende Blogartikel sind im Rahmen der Blogdekade zum Thema Mindfuck, also alten Überzeugungen, die jetzt mal losgelassen werden können, entstanden:
Ich kann das nicht, Ich bin nicht gut genug, was, wenn der nächste Job auch nicht besser ist oder Ich bin zu alt, Ich kann mich nicht gut verkaufen, Ich will mein Umfeld nicht enttäuschen, und Ich sollte dankbarer sein sowie Ich habe keinen roten Faden im Lebenslauf sowie Mein Lebenslauf ist zu lückenhaft und Als Quereinsteiger habe ich keine Chance.
Und weil ich hier richtig warmgelaufen bin, gibt es noch einen Bonus Mindfuck-Artikel obendrauf. Der ist ein bisschen weniger Mindfuck und ein bisschen mehr gesellschaftspolitisch.
Heute widme ich mich einer besonders hartnäckigen Überzeugung, die viele Mütter (und auch Väter in Teilzeit) hemmt: „Mit Teilzeit werde ich sowieso nicht ernst genommen.“
Ich höre diese Bedenken immer wieder – sei es von Rückkehrerinnen nach der Elternzeit oder von Müttern, die nach der Familienzeit wieder eine erfüllende berufliche Herausforderung suchen. Und ja, dieser Mindfuck ist nicht nur individuell belastend, sondern hat auch gesellschaftliche und strukturelle Aspekte. Und nochmal ja, ich war selber nunmehr fast 18 Jahre Teilzeit-Mutti und Alleinerziehend und ich habe selber gewisse Erfahrungen gesammelt.
Es ist höchste Zeit, umzudenken und neue Perspektiven zu entwickeln.
Was ist ein Mindfuck?
Zur Erinnerung: Mindfucks sind tiefsitzende Überzeugungen, die uns bremsen und klein halten – oft völlig unnötig. Gerade in Bewerbungssituationen machen sie uns das Leben schwer.
Und wenn du selbst nicht an dich glaubst, wie soll es dann der potenzielle Arbeitgeber tun?
Warum ist das ein Problem?
Wenn du denkst, dass dich als „Teilzeit-Mutti“ sowieso niemand ernst nimmt, passiert Folgendes:
Du traust dich nicht, dich auf interessante Positionen zu bewerben.
Du gehst schon unsicher in Gespräche – und das spürt dein Gegenüber.
Du verkaufst dich unter Wert, weil du selbst an deiner Professionalität zweifelst.
Du fühlst dich gefangen zwischen Job und Familie, ohne echte Perspektive.
Das Ergebnis? Du bekommst (vielleicht) irgendeinen Job, aber nicht den, den du wirklich willst. Und das frustriert.
Woher kommt diese Überzeugung?
Hier treffen persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Klischees aufeinander:
„Wer Teilzeit arbeitet, kann nicht richtig Karriere machen.“ Das war vielleicht mal so, aber Unternehmen brauchen heute mehr denn je flexible, effiziente und organisierte Mitarbeitende. Gerade der Spagat zwischen Job und Familie erfordert viel Flexibilität und Organisationsgeschick. Und mit der nötigen Unterstützung von KollegInnen und des Teams ist alles möglich. Eine gute Absprache ist alles.
„Mütter sind unzuverlässig, weil sie ständig wegen der Kinder fehlen.“ Die Realität: Mütter sind oft extrem strukturiert, priorisieren gut und arbeiten hocheffizient. Manchmal sind Mütter, oder Väter, mit kranken Kindern zu Hause, aber wo ist das Problem? Sie arbeiten die Aufgaben eben nach. Und jeder ist mal krank. Ach, und krank macht überdies vor allem eine Berufswelt, die durch solche Aussagen diesen enormen Druck auf so viele Arbeitnehmende aufbaut.
„Teilzeit ist nur etwas für einfache Jobs.“ Immer mehr Unternehmen erkennen, dass auch anspruchsvolle Positionen in Teilzeit möglich sind. In Zeiten hybriden Arbeitens ist ja ohnehin viel machbar. An dieser Stelle hat Corona einen guten Schub in die Flexibilisierung der Arbeitswelt geleistet. Auch wenn ich wie wir alle auf diese Zeit wahrlich hätten verzichten können, so ist dieser Vorteil nicht von der Hand zu weisen.
Reframing – eine neue Perspektive
Dein Arbeitsmodell bestimmt nicht deine Kompetenz. Deine Ergebnisse tun es.
Du bist nicht „Teilzeit-Mutti“, du bist Profi mit exzellentem Zeitmanagement.
Du bist nicht weniger engagiert – du bist fokussierter.
Du bist keine Bittstellerin – du bietest Unternehmen eine wertvolle Ressource.
Glaub nicht den alten Klischees. Zeig, was du kannst! Zeit für Veränderung!
Konkrete Tipps & Übungen
Selbstbewusst auftreten: Wenn du dich selbst als „Teilzeit-Mutti“ abwertest, wird es dein Gegenüber auch tun. Formuliere deine Stärken klar: „Ich arbeite sehr fokussiert und bin es gewohnt, effizient zu priorisieren.“
Die richtige Bewerbungstaktik: Suche gezielt nach Unternehmen, die Teilzeitmodelle aktiv fördern. Nutze dein Netzwerk und Plattformen, die flexible Arbeitsmodelle unterstützen.
Argumente statt Entschuldigungen: Falls du auf Vorurteile stößt, kontere mit Fakten: „Ich bin es gewohnt, in kurzer Zeit produktive Ergebnisse zu liefern. Genau das brauche ich in meinem Job.“
Den Job passend gestalten: Falls die perfekte Stelle Vollzeit ausgeschrieben ist – frag nach einer individuellen Lösung! Immer mehr Unternehmen sind bereit, umzudenken. Es ist ein Bewerbermarkt – die Chancen dazu waren nie besser.
Ersetze „In Teilzeit nimmt mich keiner ernst“ durch „Meine Zeit ist wertvoll – und ich nutze sie effizient.“
Fazit: Deine Kompetenz zählt – nicht deine Stundenanzahl.
Erfolg hat nichts mit der Anzahl der Wochenstunden zu tun. Dein Wert für ein Unternehmen misst sich an deiner Leistung, deinem Know-how und deiner Haltung. Also, bewirb dich auf den Job, den du willst – nicht nur auf den, den du glaubst, bekommen zu können.
Ach und überhaupt: Kinder werden größer und die „Teilzeit-Muttis“ haben zunehmend Lust auf einen Wiedereinstieg mit mehr und mehr Stunden. Diese Arbeitskräfte wollen sich Unternehmen doch nicht langfristig entgehen lassen!?
Mindfuck-Challenge
Jetzt bist du dran! Schreib in die Kommentare:
Was sind deine Stärken, die dich auch in Teilzeit zu einer Top-Kandidatin machen?
Welche Mindfucks rund um das Thema Teilzeit hast du vielleicht selbst geglaubt – und wie entkräftest du sie heute?
Lasst uns gemeinsam diesen Mythos knacken. Denn der Arbeitsmarkt braucht nicht mehr Stunden – sondern mehr gute Leute.
Eure Sandra

Hi, ich bin Sandra.
Potenzialentfalterin und Stärkencoachin.
Ich bin seit über 20 Jahren im Personalbereich tätig, habe tausende Interviews geführt und mehrere hundert Mitarbeitende eingestellt.
Ich erzähle dir das, damit du weißt, wobei ich persönlich “in meiner Power und in meinen Stärken“ bin. Ich liebe Menschen und ihre Geschichten, sehe deren „roten Faden“ und ich finde für sie den richtigen Platz in der Arbeitswelt.
Meine Top 3 Stärken unterstützen mich da bestens:
MENSCHENKENNTNIS – META – KREATIVITÄT
Mein Motto: Es gibt immer Möglichkeiten und gemeinsam finden wir sie.
Melde dich. Mach´s einfach. Es kann nur gut werden.
Schreibe mir eine Mail oder rufe mich an:
E-Mail: kontakt@sandrajost.net
Telefon: +49 (0)160 92935769
Liebe Sandra,
schön zu lesen, dass du eine Lanze für Mütter in der Arbeitswelt brichst. In der Tat höre ich diese Vorbehalte sehr oft bei Bewerbungsgesprächen. Als Chefin und Dreifachmama kann ich nur sagen: Mütter mit Kind(ern) können genauso gut arbeiten/ in Führungsposition arbeiten, wie andere. Unser Team besteht zu 75% aus Müttern mit Kind(ern) teilweise sogar alleinerziehend und das läuft sehr gut. Wir haben Arbeitszeitmodelle speziell für Mütter etabliert, die es ihnen erlauben, stressfrei ihre Kinder in den KIGA/ in die Schule zu bringen und dann erst zum Dienst zu kommen. Alles eine Frage der Einstellung denke ich. Wer ist wertvoll fürs Unternehmen?
Liebe Grüße, Saskia
Liebe Sandra,
Ich danke Dir für diesen Beitrag, der richtig Mut macht! Ich bin Teilzeit-Mutti und Deine Worte bestärken mich sehr meinen beruflichen Werdegang weiter zu verfolgen, wie ich es gerade mache. Die Argumente, die Du lieferst sind sehr hilfreich. Ich werde bestimmt vor der ein oder anderen entscheidenden Situation nochmal deinen Artikel als
Bestärkung lesen. 😊
Liebe Grüße, Anne
Hallo liebe Anne, ach das freut mich sehr, dass ich dich bestärken konnte.
Genau, toll, weitermachen und immer dem nachgehen, was dir Freude macht und was du gut kannst.
Liebe Grüße, Sandra